Ein ungemein aufwendiger, seinerzeit von der Ufa vertriebener Kulturfilm, der das gesamte damalige Wissen der Menschheit über die Erde und über das Weltall darzustellen versucht. 15 Spezialeffekt-Experten und neun Kameramänner arbeiteten an dem Film, der dokumentarische Szenen und historische Dokumente, Spielszenen und Animationssequenzen, Abenteuerfilm- und Science-Fiction-Elemente miteinander verbindet und sehr effektvolle Einfärbungen aufweist. Sequenzen von einem Raumschiff, das zu den Planeten des Universums aufbricht, wirken wie direkte Vorbilder für Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey.
Die Filme
Wunder der Schöpfung - Deutschland 1925 - Regie: Hanns Walter Kornblum - Drehbuch: Hanns Walter Kornblum, Ernst Krieger - Kamera: Hermann Boehlen, Otto von Bothmer, Max Rinck, Wera Cleve, Bodo Kuntze, Friedrich Paulmann, Hans Scholz, Ewald-Matthias Schuhmacher, Friedrich Weinmann - Darsteller: Margarete Schön, Theodor Loos, Paul Bildt, Margarethe Schlegel, Oscar Marion, Willy Kaiser-Heyl Produktion: Colonna-Film GmbH und Ufa-Kulturfilm-Abteilung, Berlin - Premiere: 14. September 1925 (Berlin)
The Einstein Theory of Relativity - USA 1923 - Regie: Dave Fleischer - Drehbuch: Hanns Walter Kornblum, C. Bueck, S. F. Nicolei Kamera: Max Fleischer Produktion: Out of the Inkwell Films Inc. - Premiere: 8. Februar 1923 (New York)
Über Wunder der Schöpfung
Wunder der Schöpfung stellt die größte Leistung innerhalb der Kulturfilme der 20er Jahre dar. Hanns Walter Kornblum war damals schon so etwas wie ein Veteran des Genres: 1922 hatte Colonna-Film seinen verlorenen Kulturfilm über Einsteins Relativitätstheorie produziert. Die Zusammenarbeit mit dem Marktführer Ufa ermöglichte es Kornblum nun, die Hauptthemen dieses Films mit größeren Mitteln weiterzuentwickeln. Die Handlung des Films, der weder Starrollen noch Protagonisten aufweist, besteht aus sorgfältig strukturierten und geschickt dargestellten Einzelszenen ein kunstvolles Mosaik kleiner Vignetten, die eigenverantwortlich von vier verschiedenen Regisseuren gedreht wurden. Nicht weniger als vier renommierte Universitätsprofessoren sorgten dafür, daß der wissenschaftliche und historische Rahmen der dargestellten Ereignisse abgesichert war. Das Symbol des Films für Fortschritt und für den Beginn einer neuen wissenschaftlichen Ära ist ein Raumschiff, das die Milchstraße durchquert und uns unterwegs mit sämtlichen Planeten und ihren jeweiligen Besonderheiten vertraut macht. Die pädagogischen Bestrebungen des Films verlieren sich jedoch im weiteren Verlauf zugunsten einer fast humorvollen Haltung: Der Weltuntergang wird als eine neue, unwiderlegbare wissenschaftliche Gewißheit dargestellt und beschert uns detailfreudige apokalyptische Szenen vom Ende der Menschheit. Uns heutigen Zuschauern demonstriert dieser verblüffende Film auf anschauliche Weise, wie man sich in den 20er Jahren das Universum vorgestellt und wie man diese Vorstellung einem zeitgenössischen Publikum vermittelt hat.
Juha Kindberg, Helsinki 2002
DVD-Features
- Wunder der Schöpfung 1925, 93'
- Musikbegleitung von Aljoscha und Sabrina Zimmermann
- Kapitelwahl
- The Einstein Theory of Relativity 1923, 29'
- Zwei Musikbegleitungen von Joachim Bärenz und von Günter A. Buchwald
- Hanns Walter Kornblum erzählt 1968, 43'
- 20seitiges Booklet mit Texten von Stefan Drößler, Ronny Loewy und Stewart Tryster
- Umfangreiche Materialien und Texte zu den Filmen im ROM-Bereich
Herausgeber: Filmmuseum München
DVD-Authoring: Ralph Schermbach
DVD-Supervision: Stefan Drößler
1. Auflage Juni 2009, 2. Auflage Oktober 2009
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