Vier Filme mit Asta Nielsen

Vier Filme mit Asta Nielsen

Edition Filmmuseum 67

Die Doppel-DVD präsentiert vier neu restaurierte Asta-Nielsen-Filme, die die Wandlungsfähigkeit des großen Stummfilmstars der 1910er Jahre zeigen: Als engagierte Frauenrechtlerin und erfolgreiche Börsenspekulantin in den Dramen DIE SUFFRAGETTE und DIE BÖRSENKÖNIGIN sowie als Backfisch in Männerkleidung und als Eskimofrau in den Komödien DAS LIEBES-ABC und DAS ESKIMOBABY.

Die Filme

Die Suffragette - Deutschland 1913 - Regie und Drehbuch: Urban Gad - Kamera: Emil Schünemann, Karl Freund, Guido Seeber - Darsteller: Asta Nielsen, Max Landa, Mary Scheller, Fred Immler - Produktion: Projektions-AG "Union" - Uraufführung: 12.9.1913 (Berlin)

Das Liebes-ABC - Deutschland 1916 - Regie: Magnus Stifter - Drehbuch: Louis Levy, Martin Jörgensen - Kamera: Carl Fischer - Darsteller: Asta Nielsen, Ludwig Trautmann, Magnus Stifter - Produktion: Neutral-Film GmbH - Uraufführung: 16.8.1916 (Berlin)

Das Eskimobaby - Deutschland 1916 - Regie: Heinz Schall - Drehbuch: Louis Levy, Martin Jörgensen - Kamera: Carl Fischer - Darsteller: Asta Nielsen, Freddy Wingardh - Produktion: Neutral-Film GmbH - Uraufführung: 5.4.1918 (Berlin)

Die Börsenkönigin - Deutschland 1916 - Regie und Drehbuch: Edmund Edel - Darsteller: Asta Nielsen, Aruth Warten, Wilhelm Kaiser-Heyl, Otto Gebühr - Produktion: Neutral-Film GmbH - Uraufführung: 23.5.1918 (Berlin)

Über Asta Nielsen

In DIE SUFFRAGETTE (1913, Regie: Urban Gad) spielt Asta Nielsen die Engländerin Nelly Panburne. Nelly wird von ihrer Mutter mit der Suffragetten-Bewegung bekannt gemacht und schließt sich ihr an. Im weiteren Verlauf des Films entsteht dadurch für Nelly eine Zerreißprobe zwischen ihren politischen Überzeugungen und ihrer Liebe zu Lord Ascue, dem erbitterten Gegner der Frauenrechtlerinnen. Die Rollen von Nelly Panburne und ihrer Mutter basieren auf dem Leben von Christabel Pankhurst und ihrer Mutter Emmeline Pankhurst, die 1903 die Women's Social and Political Union gründeten, eine Organisation, die mit öffentlichen Protesten und Hungerstreiks für das Frauenwahlrecht kämpfte. Suffragette leitet sich von dem englischen Begriff für Wahlrecht, "suffrage", ab. Der Film DIE SUFFRAGETTE wurde am 2. September 1913 vom Berliner Polizeipräsidium der Zensur vorgelegt und unter Auflage eines Jugendverbots ohne Schnitte freigegeben. In München hingegen wurden vom Polizeipräsidium Schnitte verlangt. Urban Gad ließ daraufhin den Film in Bayern aus dem Verleih nehmen.

Während Asta Nielsen in DIE SUFFRAGETTE eine junge Frau spielt, die für einen wesentlich älteren Mann schwärmt, mimt sie in DIE BÖRSENKÖNIGIN (1916, Regie: Edmund Edel) eine gestandene Frau. Als Aktienspekulantin gelingt es der Börsenkönigin zwar, den Kupfermarkt zu beherrschen, aber das Glück in der Liebe bleibt ihr verwehrt. So verschieden die beiden Frauenfiguren, so unterschiedlich auch das Spiel der Nielsen. In DIE SUFFRAGETTE agiert sie eher untypisch zurückhaltend, an die Rolle der jungen Engländerin aus gutem Hause angepasst, in DIE BÖRSENKÖNIGIN dagegen hoch dramatisch.

Auch die Komödien DAS LIEBESABC und DAS ESKIMOBABY, deren Drehbücher vom Autorenteam Louis Levy & Martin Jørgensen geschrieben wurden, sind Musterexemplare für Asta Nielsens Wandlungsfähigkeit: in beiden präsentiert sie ihre große Freude an grotesker Körperkomik. Die ersten Minuten von DAS LIEBES-ABC (1916, Regie: Magnus Stifter) zeigen Asta Nielsen als Lis, eine heranwachsende Dame, die in erwartungsvoller Sehnsucht die Zeichnung eines imposanten, stolz blickenden Herren mit Schnurrbart liebkost. Wie groß ist die Enttäuschung, als sich der tatsächlich für sie Auserwählte als schüchterner, noch gänzlich unerfahrener Jüngling entpuppt! Kurzerhand beschließt Lis, ihn in Paris in das ABC der Liebe einzuführen und verkleidet sich dafür selbst als Mann. Drastisch und doch fein nuanciert führt Asta Nielsen in diesem Film männliche Verhaltensweisen vor und dekonstruiert dabei Geschlechterrollen. In der Ersten Internationalen Filmzeitung vom 19.8.1916 heißt es anerkennend: "Das LIEBES-ABC gibt Asta Nielsen Gelegenheit, sich in einer Hosenrolle zu zeigen. Sie weiß einen jungen, beschwipsten Lebejüngling glänzend zu karikieren."

Auch in DAS ESKIMOBABY von Heinz Schall, ebenfalls 1916 gedreht, jedoch erst im Frühjahr 1918 uraufgeführt, ist Asta Nielsen in einer Hosenrolle zu sehen. Dieses Mal ist der Bruch mit modischen Konventionen allerdings nicht durch ein Spiel mit Rollenerwartungen und Geschlechterstereotypen, sondern kulturell begründet. Asta Nielsen ist Ivigtut, ein "Eskimoweibchen", das ein Grönlandforscher von einer seiner Expeditionen mit zurück nach Berlin gebracht hat. Ivigtut ist eine Attraktion, doch zu einer Abendgesellschaft darf sie nicht erscheinen, weil sie in ihren Fellhosen nicht gesellschaftsfähig ist. Asta Nielsen kann hier in ihrem kindlich-naiven Umgang mit den Errungenschaften der modernen Industriegesellschaft einmal mehr sämtliche Register ziehen. 1918 war dazu im Kinematograph zu lesen: "Das Spiel der Nielsen ist überwältigend komisch, zeigt in jeder Szene tiefes Durchdenken, die Ausnutzung jeglicher Situation ist das beste Beispiel für die Beherrschung aller filmdarstellerischen Möglichkeiten."

Frank Brenner & Annette Groschke


DVD-Features (Doppel-DVD)

DVD 1

  • Die Suffragette 1913, 61'
  • Das Liebes-ABC 1916, 50'
  • Musikbegleitungen von Maud Nelissen
  • 12-seitiges dreisprachiges Booklet

DVD 2

  • Das Eskimobaby 1916, 70'
  • Die Börsenkönigin 1916, 63' (viragiert)
  • Musikbegleitungen von Maud Nelissen

Herausgeber: Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen
DVD-Authoring: Ralph Schermbach
DVD-Supervision: Annette Groschke

1. Auflage Juni 2012

TV-Format Originalformat Tonformat Sprache Untertitel RegionalcodeFSK
4:3 (PAL)
1,33:1
Musikbegleitung
Dolby Digital 2.0
(Stereo)
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